Herbstreise zu den Moschusochsen

Einleitung
Im Jahr 2011 bin ich mit einem Campingbus für eine Woche an die Erzbahn Kiruna – Narvik gefahren. Dort oben wollte ich endlich einmal das Nordlicht erleben. Leider spielte das Wetter nicht mit, denn Nordlicht war in dieser Zeit zwar am Münchner Nachthimmel zusehen, aber nicht in Nordnorwegen. Dafür bin ich mit vielen Bildern von der Erzbahn wieder gekommen, denn Eisenbahnfotos waren mein quasi meine Rückfall-Ebene.

Herbst 2012
In diesem Herbst ergab sich kurzfristig wieder die Möglichkeit mit einem Wohnmobil in den Norden zu fahren. Damit die Anreise nicht so lang wird, sollte es diesmal das Dovrefjell sein. Dort quert die Dovrebahn das Gebirge und mit etwas Glück kann ich vielleicht auch ein paar Moschusochsen sehen. Selbst ein wenig Nordlicht wäre in diesen Breiten möglich.

Die Anreise erfolgt am Samstag, 29. September via Vogelfluglinie über Schweden.


Eigentlich mag ich diese Passage nicht, aber die Fahrzeugkilometer waren begrenzt, deshalb der direkte Weg.

Die erste Übernachtung und weitere Anreise durch Schweden ist so gelegt, dass ich etwa Sonntagmittag in Oslo Gardermoen eintreffe. Dort schaue ich mir – zum zweiten Mal in diesem Jahr – das Flugzeugmuseum an. Beim letzten Besuch im Sommer hat meine Kamera den Dienst quittiert, deshalb wollte ich unbedingt noch mal zum Fotografieren der tollen Exponate dort vorbeischauen.


Auch hier gibt es, wie in vielen norwegischen Museen, keine Absperrungen.

Am Sonntagnachmittag ging die Fahrt weiter bis aufs Dovrefjell.

Die Etappe war zwar etwas lang, aber für die Nacht war starkes Nordlicht angekündigt, deshalb wollte ich unbedingt bis aufs Fjell.

Das war eine gute Entscheidung, denn in dieser Nacht konnte ich tatsächlich zum ersten mal Nordlicht sehen.


Die Landschaft wird durch den Vollmond angestrahlt. In der Langzeitbelichtung wirkt fast so, als sei bei Tageslicht fotografiert worden.


Bei diesem Foto ist ein Zug durchs Bild gefahren. Erkennbar an den angestrahlten Masten.


Bis um halbdrei habe ich das Feuerwerk genossen und bin dann ziemlich durchgefroren ins Bett.

Wegen dem Nordlicht war die Nacht recht kurz. Trotzdem mache ich mich am nächsten Morgen zeitig auf die Suche nach den Moschusochsen.

Das Wappen der Dovre Kommune ist ja schon mal vielversprechend.

Vom Wohnmobil geht es zunächst einen halben Kilometer an der E6 entlang. Dann muss dieser Fluss überquert werden.

Dazu bietet sich die Eisenbahnbrücke an. Nicht ganz ungefährlich, aber wenigstens bleiben die Füße trocken.

Die Sucherei nach den Moschusochsen gelingt nicht auf Anhieb. Deshalb folge ich zunächst der geschotterten Ringstraße, um mir mit dem Fernglas von Zeit zu Zeit einen Überblick zu verschaffen.

Ganz schön weit, – in alle Richtungen 😆

Moschusochsen sehe ich keine, aber parallel zur E6 fährt ein Zug der norwegischen Staatsbahn.

Ob überhaupt noch Moschusochsen hier sind?

Irgendwann treffe ich auf dieses Schild. Hier wird gearbeitet und Besucher dürfen nicht weiter.

In großer Entfernung steigen weiße Wolken auf. Zunächst denke ich an ein Feuer, doch bei näherer Betrachtung mit dem Fernglas kann ich einen Hubschrauber erkennen, der über einer großen Fläche Kalk(?) abwirft.

Die Kalkwolken ziehen durch das ganze Tal und überall hört man das rhythmische Piepen der Baufahrzeuge.

Hier finde ich bestimmt keine Moschusochsen.

Da sich die Bauarbeiten über ein riesiges Areal erstrecken, werde ich umkehren und querfeldein zurückgehen.


Wenigstens treffe ich ab und zu auf Spuren der Moschusochsen, das ist ja schonmal etwas.

Plötzlich sind sie da! Zwei Moschusochsen liegen auf einer Anhöhe in der Sonne.

Mal sehen ob ich näher ran komme.

Ich schaue den beiden einige Zeit lang zu.

Plötzlich steht einer der Ochsen auf, stapft den Hügel hinunter und kommt in meine Richtung.

Genau das habe ich erhofft. In Ruhe warten bis die Ochsen zu mir kommen.

Er schaut mich ein paar Minuten lang an, um sich dann wieder abzuwenden und zu fressen.

Mein Puls geht nun auch wieder runter. “Es ist nur eine Ziege” hab ich mir gedacht, – “es ist nur eine Ziege…..”.

Wow, jetzt bin ich zwei Tage in Norwegen und habe Nordlicht und Moschusochsen gesehen. Eigentlich könnte ich jetzt heimfahren.
Hmm, mal sehen wie ich die restliche Zeit rum kriege.

Also am besten wieder auf Ochsen-Suche gehen.

Das geht auch ganz einfach, denn manchmal laufen mir die Moschusochsen auch direkt über den Weg.


… über den Weg… 😆

Ich bin jetzt den dritten Tag bei den Moschusochsen. Die Suche dauert nicht mehr so lange, da ich inzwischen weiß wo sie anzutreffen sind.


Es bleib aber spannend, denn hinter jeder Kuppe oder in jeder Senke könnte ein Moschusochse stehen.

Oktober ist eindeutig zu spät für das Dovrefjell. In der letzten Nacht waren es – 8 Grad und am Tag fühlt es sich durch den Wind nicht viel wärmer an. (Eine Woche nach meiner Rückkehr liegt das Dovrefjell unter einen dichten Schneedecke). Tatsächlich mache ich jetzt einen Abstecher zur Atlantikstraße, aber das wäre vielleicht mal ein eigener Bericht.

Frischer Schnee in den Bergen, dass gibt ein paar neue Motive.


Es teilweise ganz schön anstrengend, das Fjell querfeldein zu zu begehen.


Wenn sich die Riesen nach dem Fressen ausruhen, suche ich mir ein windgeschütztes Plätzchen und warte ebenfalls.


Es ist jetzt bitter kalt auf dem Fjell.


Während die beiden Moschusochsen so im Wind stehen, taucht plötzlich ein drittes Tier auf.


Und schon kommt Unruhe auf.


Zwei der Moschusochsen wollen wohl ihre Kräfte messen.


Sie stoßen mit den Köpfen aneinander und schieben sich hin und her. Ein interessantes Schauspiel, für dass sich die lange Wartezeit wieder einmal gelohnt hat. 🙂

In den meisten Berichten über Moschusochsen auf dem Dovrefjell findet man Sicherheitshinweise für die Begegnung mit den Tieren. Mindestens 200 Meter Sicherheitsabstand, mögliche Angriffe der Bullen, und sogar von zwei Todesfällen wird geschrieben.
Ich habe es nicht so dramatisch erlebt und mir viel Zeit für die Annäherung gelassen. Meist bleibe ich in gebührender Entfernung sitzen und beobachte die Tiere. Dabei ist mir auch aufgefallen, wenn ich mein ausgezogenes Dreibeinstativ waagerecht trage, verfolgen die Moschusochsen aufmerksam jede meine Bewegungen. Bei senkrechter Trageweise verlieren sie schneller das Interesse und fressen weiter.
Ab und zu lief ein Moschusochse sogar in meine Richtung, um dann nach einiger Zeit wieder davon zu ziehen. Der Abstand beträgt dabei mindestens 50 – 60 Meter.

Aber es geht auch anders:

An einem Samstagmorgen stehen bereits viele Autos an der Straße über das Dovrefjell.

Eine Gruppe von Fotografen geht ebenfalls auf Fotopirsch und hat Glück.


Nach nur wenigen hundert Metern treffen sie zwei Moschusochsen, die nun bis zum späten Nachmittag von allen Seiten abgelichtet werden.


Hufeisenförmig werden die Tiere umstellt und fotografiert. So können die Tiere bei ihrem Zug über das Fjell sogar dirigiert werden, was sich die beiden seelenruhig gefallen lassen.


Ich laufe noch 1 – 2 Kilometer weiter und suche meine eigenen Moschusochsen.

Selbst an der Europastraße 6 sind die Moschusochsen anzutreffen.

Deshalb sollten Durchreisende immer mal die Augen aufhalten,
sie sind teilweise aus dem fahrenden Auto zu sehen.