Wanderung zum Alta Canyon

Himmel, wir haben Urlaub, Ferien, frei und unser Wecker springt in der Früh an. Naja, wir stehen mit dem Wohnmobil 4 Kilometer südlich von der Gargia Fjellstue und wollen heute zum Alta Canyon laufen. Obwohl die ganze Nacht die Sonne vom blauen Himmel brannte, ist es morgens um 6 Uhr noch nicht ganz so warm und die Mücken sind auch nur mit halber Mannschaft vertreten.
Wir verzichten auf das Frühstück, packen ein paar Butterbrote und `ne kleine dünne Stracke ein. (Für nicht Nordhessen: Eine grobe, luftgetrocknete Mettwurst) Dann besprühen wir uns großzügig mit Anti Brumm, dem Insektenschutzmittel und nachdem das Fliwatüt (Drohne) außen am Rucksack sicher verstaut ist geht es los.

Es weht ein leichte Wind und die Sonne scheint uns direkt ins Gesicht. Es ist noch angenehm, wir tragen Jacken (auch zum Schutz gegen die Mücken, die sind hier zu Riesen mutiert) und genießen die klare kühle Luft und die Rundumsicht. Der Weg ist mit roten Farbklecksen auf Steinen markiert und lässt sich gut laufen, leicht bergauf: Wiese, Schotter, Fels.
Das ändert sich nach ca. 2 km; da kommt ein Sumpffeld, zum Glück über Steinen und Stegen gut zu durchqueren. Der Weg geht jetzt bergab, teilweise recht steil, schmal und mit Felsstufen.
Dann kommt ein Bach, da liegen an einer etwas schmaleren Stelle Holzbohlen über das Wasser, und wir können drüber balancieren! Der Weg ist jetzt deutlich schlüpfriger, es ist viel Wasser im Untergrund, da hüpft man von Stein zu Stein und – wenn die Schritte nicht groß genug sind -, manchmal auch in den Matsch.

Hier liegen immer mal wieder Stapel von den Holzbohlen in der Gegend rum, das ist verdächtig. Kaum gedacht, schon tut sich vor uns ein großes morastiges Sumpfgebiet auf und es liegen einige Bohlen kreuz und quer im Matsch. Da sollen wir durch/drüber?! Ich sammele vorsichtshalber ein paar große flache Steine und marschiere vorweg. An den Stellen wo die Beine zu kurz sind, sind die Steine hilfreich.
Nach ca. 5 km stehen wir vor dem großen Bach (die Frau meint Fluss), über den wir schon gelesen haben: man sollte am besten die Schuhe ausziehen und barfuß durch das Wasser waten – die Steine sind teilweise überspült, somit ist es trockenen Fußes echt schwer – für Leute mit kurzen Beinen und zu unsicher zum Hopsen von Stein zu Stein. Ich mache es vor, ich ziehe Schuhe und Socken aus, kremple die Hosenbeine hoch und hänge die zusammengebundenen Schuhe um….es hat geklappt, wir sind drüben! Jetzt kann uns nichts mehr schrecken, Canyon, wir kommen!

Das läuft auch recht gut, nur die letzten vielleicht 100 m: die gehen steil bergab, zwischen kleinen Bäumen und Geröll durch. Ziemlich unvermittelt steht man dann vor der Kante zum Alta Canyon.
Mittlerweile sind wir nass geschwitzt, denn die Sonne brennt und zwischen den Bäumen geht kein Lufthauch. Aber wir sind am Ziel. Okay, es waren laut GPS nur knapp 8 km, aber vor dem Frühstück ist das eine gute Leistung! Ich baue das Fliwatüt zusammen und erkunde die Schlucht im Flug. Frau kraxelt durch die Gegend und macht Fotos.

Nach ungefähr anderthalb Stunden und einer kleinen Stärkung machen wir uns auf den Rückweg. Ich gehe ein Stück vor und finde am „Fluss“ eine Passage, die wir ohne Schuhe ausziehen queren können. Außerdem ist es eine gute Gelegenheit, die Wasserflaschen zu füllen.
Nachdem die glitschigen Passagen hinter uns liegen, gehe ich zügig allein weiter zum Wohnmobil. Als Frau schließlich eintrifft, warten schon frischer Kaffee und ein entspannendes Fußbad auf sie.

Fazit:
Die Wanderung zum Alta Canyon ist nicht sonderlich attraktiv. Der weite Blick in die Landschaft lässt den Weg endlos erscheinen. Es werden wohl vereinzelt Rentiere gesehen, aber die stehen hier ja überall in der Gegend rum. Erst auf dem letzten Metern wird es spannend, denn der Blick auf den Canyon ist beeindruckend. Es gibt aber sicher spektakulärere Schluchten,Canyons und Fjorde in Norwegen. Im Sommer sollte man in den Abend- oder Nachtstunden zum Canyon laufen. Dann wird er von der tiefstehenden Mitternachtssonne ausgeleuchtet. Wir hatten beim Fotografieren arg mit dem Gegenlicht zu kämpfen

Entfernung: ca. 13 Kilometer, unsere GPS Aufzeichnung ergab allerdings 15,6 Kilometer.
Dauer: 3,5 – 4 Stunden
Anfahrt: Von der Gargia Fjellstue führt eine schmale Schotterstraße hinauf auf das Fell. Nach 4,2 Kilometern erreicht man eine nicht gekennzeichnete Parkfläche. Auf dem Felsen können Fahrzeuge abgestellt werden. Die Schotterstraße führ noch 40 Kilometer weiter und wird im Sommer von allerlei Geländefahrzeugen befahren.